Ein FWF-Forschungsprojekt am Institut für Kulturanalyse der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt zum Dispositiv Kärnten/Koroška und zur Erinnerung an die Volksabstimmung 1920
Das FWF-Projekt ist inzwischen abgeschlossen, aber es gibt noch zahlreiche Anschlussprojekte und weitere Publikationen, die wir auf dieser Webseite dokumentieren. Zum Abschlussbericht an den FWF (in englischer Sprache)
Aneignung und Abstoßung – Geschichte und Erinnerung. Symposium anlässlich des 80. Jahrestages der Zwangsaussiedelung der Kärntner Slowen:innen, 11.11.2022
Institut für Erziehungswissenschaften und Bildungsforschung, Institut für Kulturanalyse (beide AAU) und Slovenski znanstveni institut – Slowenisches wissenschaftliches Institut (SZI) (Klagenfurt/Celovec). Konzept: Nadja Danglmaier, Brigitte Entner, Ute Holfelder, Klaus Schönberger. Mit Vorträgen von Brigitte Entner, Ute Holfelder, Andreas Leben, Dominik Srienc u.a.
Im Jahr 2022 jährt sich zum 80. Mal was später als „zwangsweise Aussiedelung“ der Kärntner Slowen:innen bezeichnet wurde. Bis heute ist umstritten, wie das historische Geschehen von damals bezeichnet werden soll – als Zwangsaussiedelung, Deportation oder Verschleppung? Die Alpen-Adria-Universität Klagenfurt/Celovec setzt in Kooperation mit dem Slowenischen Wissenschaftlichen Institut/Slovenski znanstveni institut im Rahmen eines Symposiums am 11. November 2022 (9-17 Uhr, Stiftungssaal) einen deutlichen Akzent in Form einer wissenschaftlichen Annäherung.
Das Symposium nimmt die Ereignisse von 1942 zum Ausgangspunkt und befasst sich mit Formen der Erinnerung an dieselben – in Geschichtsschreibung, Literatur und Denkmalslandschaft. Es fragt auch, in welcher Weise der Umgang mit dem Ereignis vor 80 Jahren eine Geschichte der Aneignung und Abstoßung eines schwierigen Kapitels der Geschichte von Kärnten/Koroška darstellt. Interessierte sind herzlich eingeladen.
Den Link zum Programm finden Sie hier.
Neuerscheinung im Mai 2022: Wilhelm Kuehs "Ortstafelmord – ein Kärnten-Krimi"
AAU- FWF-Projekt goes Kriminalroman
Siggi Achatz liegt erschlagen im Sablatnigmoor. Ein Verdächtiger ist schnell gefunden, und alles sieht nach einer persönlichen Fehde aus. Doch dann taucht die Tatwaffe auf. Eine zweisprachige Ortstafel.
Wissenschaftlicher Ausgangspunkt für den historischen Hintergrund dieser Krimihandlung ist das FWF-Forschungsprojekt „Performing Reality. Dis- und Reartikulation des Dispositivs Kärnten/Koroška“ (2018-2021) (http://volksabstimmung2020.aau.at/) am Institut für Kulturanalyse (Leitung: Bernd Liepold-Mosser/Klaus Schönberger), in dem Willi Kuehs, der Autor dieses Kriminalromans, gleichermaßen als Kultur- und Literaturwissenschafter mitwirkte.
In diesem PEEK-Projekt des FWF, bestand von vorneherein die Möglichkeit, wissenschaftliche Recherche auch in künstlerischen Projekten (Literatur, Theater) zu realisieren.
In diesem Kriminalroman werden die Auswirkungen des sogenannten Abwehrkampfs (1918/19) und der Kärntner Volksabstimmung (1920) hinsichtlich ihrer politischen und sozialen Voraussetzungen in Südkärnten untersucht. Entstanden ist ein Kriminalroman, der neben einer spannenden Mordermittlung vor allem Einblicke in die Geschichte Südkärntens bietet und den großen Bogen vom Ende des Ersten Weltkrieges über die Vertreibung der slowenischsprachigen Bevölkerung unter der Herrschaft der Nationalsozialisten (1942) bis hin zum sogenannten Ortstafelsturm (1972) und darüber hinaus wagt.
Wilhelm Kuehs: Ortstafelmord.
Verlag Federfrei. Marchtrenk, 2022
250 Seiten, ISBN: 9783990741825, 13,90 €
Am Donnerstag den 27.10.2022 fand die Buchpräsentation mit Lesung im Robert-Musil-Institut in Klagenfurt statt.
Aktuelle Publikationen im Kontext des Projekts:
Peball, Roland W./Schönberger, Klaus (2022), Anfang und Ende des Dispositivs Kärnten/Koroška. Deutungskämpfe und Erinnerungspolitiken als Contentious Cultural Heritages. In: Österreichische Zeitschrift für Volkskunde, LXXVI/125(1), S. 5–36. Volltext ist hier verfügbar.
Schönberger, Klaus (2022). „… der in meinem Auftrag erfolgten Erschießung“. Hans Steinacher – ein Kärntner ‚Held‘ als Agent des völkischen Terrorismus.
Volltext ist hier verfügbar.
Der Beitrag ist nun in slowenischer Sprache im Verlag Slovenska matica erschienen:
Schönberger, Klaus (2021), „… ustretlitiv po mojem naročilu“. Hans Steinacher – koroški ‚junuk‘ kot agent nacionalega terrorizima. In: Danijel Grafenauer (ur): Koroški plebiscit – 100 let kasneje. Slovenska Matica: Ljubljana, 83–103. Celotno besedilo je na voljo tukaj.
Dieser Beitrag zeigt, dass Hans Steinacher nicht nur zum Aufstieg des Nazi-Faschismus in Deutschland und in Österreich beigetragen hat, sondern dass auch die bei ihm – aus dem Geist des sogenannten Abwehrkampfes (1918/20) hervorgegangene – Bereitschaft zu Mord- und Totschlag keine demokratische Erinnerungskultur begründen kann.
Der Beitrag wird in erweiterter Form in einer Buch-Publikation des Autors zu Hans Steinacher Ende 2022/Anfang 2023 im Heyn-Verlag erscheinen.
Peball, Roland W./Schönberger, Klaus (2021), Territorial and Linguistic Demarcations in the Dispositif Kärnten/Koroška. In: Traditiones 50(1), S. 53–77.
Volltext ist hier verfügbar.
Schönberger, Klaus (2021), Mythos Hans Steinacher als Antagonismus – Gedenkpraktiken in Kärnten/Koroška. In: Österreichische Zeitschrift für Volkskunde, LXXV/124(2), S. 209–241. Volltext ist hier verfügbar.
Šteinacher – Hamsuchung. Film-Dokumentation des ganzen Stücks (Aufnahmen von der Generalprobe am 2.9. und der Premiere am 3.9.2021). Zum Online-Stream.
Fluid Identities
Ein partizipativer Video-Essay von Ute Liepold zur Dekonstruktion von Herkunft und Identität. Präsentiert im Internet, im öffentlichen Raum von Klagenfurt und in der Ausstellung „Land der Moderne“. Zur vollständigen Internetpräsentation geht es hier.
Video Klaus Schönberger (Link)
Video Roland Peball (Link)
Inszenierung: Ute Liepold, Fotos: Gerhard Maurer, Kurator „Land der Moderne“: Lukas Vejnik
Neuerscheinung im Oktober 2020: "Spaziergang durch Celovec / Sprehod po Klagenfurtu"
Der öffentliche Stadtraum ist voll von Zeichen, die an die Geschichte einer Stadt erinnern und Zeugnis ablegen über den Umgang mit der Erinnerung. Das ist auch in Klagenfurt der Fall, wo sich – neben anderen Erinnerungsspuren – zahlreiche Hinweise auf die die Kärntner Landesgeschichte prägenden Ereignisse rund um das Plebiszit von 1920 finden.
In diesem Buch, das im Studiengang Angewandte Kulturwissenschaft der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt entstanden ist, werden Erinnerungsspuren wie Straßennamen, Erinnerungstafeln und Denkmäler erläutert und historisch eingeordnet. Mithilfe des beigelegten Stadtplans und zwei vorgeschlagenen Spaziergängen können die Leser*innen diese bisweilen umstrittenen Erinnerungsorte aufsuchen und sich vor Ort selbst ein Bild machen.
Mehr dazu finden Sie hier
Neuerscheinung im März 2020: "Dispositiv Kärnten/Koroška oder Das andere Land"
Die Autor*innen präsentieren die Neu-Erscheinung, die ein Teil des dreijährigen kunstbasierten FWF-Forschungsprojekts „Performing Reality. Dis- und Reartikulation des Dispositivs Kärnten/Koroška“ ist.
Aus verschiedenen Perspektiven untersucht „Dispositiv Kärnten/Koroška“ den Umgang mit der Erinnerung an die Kärntner Volksabstimmung vom 10. Oktober 1920. Im Zentrum steht die Frage, warum das jährliche Gedenken an diesem Tag ein Jahrhundert lang vom deutsch-nationalen Pathos des sogenannten Abwehrkampfes bestimmt wurde und warum der Konflikt um den Stellenwert der slowenischen Sprache in Österreichs südlichstem Bundesland so lange schwelen konnte.
Denn: Lässt sich dieses Plebiszit wirklich nur als Fortsetzung der militärischen Auseinandersetzungen denken? Müsste der 10. Oktober nicht viel eher als Tag der direkten Demokratie gefeiert werden? Stünde Kärnten die Identifikation mit der Rolle des Vorreiters für friedliche Konfliktlösungen in Europa nicht viel besser zu Gesicht als das Beharren auf soldatischem Heldentum?
Mehr dazu finden Sie hier
Über das Projekt
Das Projekt „PERFORMING REALITY – Dis- und Re-artikulation des Dispositivs Kärnten/Koroška. Eine künstlerisch-forschende und kulturwissenschaftliche Ko-Produktion zum 100. Jahrestag der Kärntner Volksabstimmung“ – wurde aus Mitteln des FWF (Peek Projekt AR 449) gefördert und am Institut für Kulturanalyse der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt (AAU) durchgeführt. Weiterlesen